Gesundheit durch gesunde Zähne
Was haben unsere Zähne mit der Gesundheit zu tun? Für die meisten Menschen bedeutet Zahngesundheit erstmal nur, dass Zähne gut aussehen und keine Probleme bereiten sollen. Also zum einen sollen die Zähne ästhetisch aussehen, denn ein gesundes, strahlend weißes, vollständiges und regelmäßiges Gebiss ist ein wichtiger Attraktivitätsfaktor, der Vitalität und Gepflegtheit signalisiert.
Und zum anderen, will man keine Zahnschmerzen durchleiden: Wer mag schon mit einer dicken, schmerzhaft pochenden Backe herumlaufen? Und wer geht schon gern zum Zahnarzt, weil eine Füllung oder gar eine Wurzelbehandlung ansteht? Wer gesunde Zähne hat, kann sich viel ersparen, auch finanziell. Denn wo keine Behandlungskosten anfallen, drohen auch keine Zuzahlungen. Dies gilt insbesondere, wenn ein kranker Zahn verloren geht und Zahnersatz fällig wird.
Neben diesen beiden Punkten gibt es aber noch einen weiteren wichtigen Faktor, der häufig nicht so sehr beachtet wird, nämlich der Zusammenhang von Zahngesundheit und Allgemeingesundheit. Um dieses Thema etwas näher zu beleuchten, findest Du hier die wichtigsten Bereiche einmal zusammengefasst.
- Gesunde Zähne und ein gesunder Mundraum schützen vor Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Atemwegserkrankungen.
- Die Mundgesundheit steht in enger Wechselbeziehung zu chronischen Erkrankungen wie Diabetes & Rheuma.
- Die Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen ist wichtig für den gesamten Bewegungsapparat.
- Die Zahngesundheit ist von großer Bedeutung für Schwangere!
Im Folgenden werden diese vier wichtigen Faktoren für die Zahngesundheit und damit die Gesundheit des gesamten Organismus’ genauer dargestellt.
Zahngesundheit & die Gesundheit von Herz und Lunge
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Nur wenige jedoch wissen, dass die Parodontitis, also die entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats, ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall ist.
Ursache hierfür sind Bakterien, die sich im entzündeten Gewebe des Mundraums übermäßig vermehren, sich über die Blutbahn im gesamten Körper ausbreiten und verschiedene Organe angreifen können.
Analog dazu werden entzündliche Erkrankungen im Mundraum – Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Parodontitis – seit Neuestem auch mit Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht.
Hiervon sind insbesondere Patienten mit einer geschwächten Immunabwehr betroffen, deren Immunsystem Keime, die aus dem Mund-Nasen-Rachenraum in die Lunge gelangen, nicht hinreichend bekämpfen kann.
Mundgesundheit & chronische Erkrankungen
Wissenschaftliche Studien haben eine Wechselwirkung zwischen Parodontitis und Diabetes mellitus nachgewiesen. Hier sind stets mehrere Organe betroffen:
- Zum einen erhöht Diabetes das Parodontitis-Risiko. Die Ursache hierfür ist vermutlich die begleitende Funktionsstörung des Immunsystems, die den Stoffwechsel des Bindegewebes beeinträchtigt und damit u. a. die Infektionsanfälligkeit des Zahnfleisches erhöht.
- Zum anderen beeinflusst Parodontitis den Blutzuckerspiegel von Typ-II-Diabetikern. Anhaltende Entzündungen fördern die Insulinresistenz und erschweren damit die Blutzuckerregulierung.
Positiv formuliert heißt dies, dass eine erfolgreiche Parodontitis-Prophylaxe und ggf. -Therapie hilft, den Diabetes zu kontrollieren und schwerwiegende Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und Rheuma bzw. rheumatischer Arthritis:
- Zum einen kann eine lang anhaltende Entzündung des Zahnhalteapparates dazu beitragen, dass Entzündungserreger in die Gelenke gelangen.
- Zum anderen erschwert die arthritisbedingte Beeinträchtigung des Kiefergelenks das Öffnen des Mundes, oft ist auch die Beweglichkeit der Hände eingeschränkt. Dies wiederum erschwert die Mundhygiene und erhöht so das Parodontitis-Risiko.
Gerade Zähne statt Kopfschmerzen und Gelenkbeschwerden
Fehlstellungen der Zähne und/oder Kiefer können sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken. Ein Fehlbiss stört beim Kauen und führt dadurch zu Fehlbelastungen.
Diese betreffen in der Regel nicht nur das Kiefergelenk, sondern können auch die Wirbelsäule und darüber letztendlich alle anderen Gelenke bis hin zu Hüften und Knien beeinträchtigen.
Häufig äußert sich dies durch Kopfschmerzen, Verspannungen im Kiefer- und/oder Nackenbereich sowie Rücken- und Gelenkschmerzen. Hier ist eine ganzheitliche Diagnose angezeigt, denn nur wenn die Ursache der Beschwerden ermittelt wird, kann sie behandelt werden.
Zahngesundheit für Schwangere
Entzündliche Erkrankungen des Körpergewebes erhöhen das Risiko für eine Frühgeburt – das gilt auch für die Parodontitis, die Entzündung des Zahnhalteapparats.
Da zudem die Hormonumstellungen in der Schwangerschaft das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen machen, ist die regelmäßige Mundhygiene in dieser Zeit besonders wichtig.
So bleiben die Zähne & Körper gesund!
Die wichtigsten Regeln für gesunde Zähne und damit auch einen gesunden Organismus sind eigentlich ganz einfach und mit wenig Aufwand in den Alltag zu integrieren.
- Regelmäßige Mundhygiene: Zweimal täglich Putzen ist ideal, mindestens einmal, vor dem Schlafengehen, ist absolute Pflicht. Wichtig sind eine Zahnbürste mit weichen Borsten und kleinem, gut manövrierbarem Bürstenkopf sowie eine fluoridhaltige Zahnpasta. Die Zahnzwischenräume werden mit Zahnseide bzw. Interdentalbürsten gereinigt. >>>Die tägliche Zahnpflege neutralisiert Säuren, die den Zahnschmelz angreifen, und entfernt Zahnbeläge, die als Nährboden für Bakterien dienen. Dies senkt das Risiko für Karies, Zahnfleischentzündung und Parodontitis.
- Zahngesunde Ernährung: Ein ausgewogener, abwechslungsreicher Speiseplan mit Vollkornprodukten sowie viel frischem Obst und Gemüse ist optimal. So erhält der Körper ausreichend Mineralstoffe und Vitamine für gesunde Zähne sowie gesundes Zahnfleisch und eine gesunde Mundschleimhaut. Wichtig ist zum einen die Versorgung mit ausreichend Kalzium und Fluorid, dass sich beispielsweise in Milchprodukten resp. Seefisch und Jodsalz findet. Vitamin D ist wichtig für die Zähne, damit das Kalzium gut verwertet werden kann, Vitamin A unterstützt die Zellerneuerung und stärkt, ebenso wie Vitamin C, das Immunsystem. Damit sind Zähne & Zahnfleisch fit für die Herausforderungen des Alltags!
- Zahnärztliche Prophylaxe: Eine Professionelle Zahnreinigung, die ein- oder mehrfach jährlich durchgeführt wird, ist eine sinnvolle Ergänzung der täglichen Mundhygiene. Halbjährliche Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt machen es möglich, eventuell Gesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen und effektiv behandeln zu können.
- Rauchverzicht: Die im Tabakrauch enthaltenen Giftstoffe erhöhen das Risiko für Erkrankungen des Mundraums.
Ich hoffe, Du konntest in diesem Beitrag ein paar neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Zähnen und der Gesundheit gewinnen.
Kommentare
Melchior 8. Februar 2018 um 14:59
Toller Artikel und schön erklärt. Danke. wäre gut wenn das mehr Menschen bewusst wäre.
Nadine 28. März 2018 um 10:19
Danke für diesen motivierenden Beitrag.
Die Pflege der Zähne ist wirklich sehr wichtig. Ich besuche mindestens zwei mal im Jahr den Zahnarzt. Jetzt möchte ich meine Zähne noch richten lassen. Daher habe ich mich auf die Suche nach einem Kieferorthopäde gemacht.
finn 20. Mai 2019 um 18:45
DIe Ernährung muss ich ja umstellen. Mit Jahren, wie ich begriffen habe, mangelt es an einige Vitamine. Meine Fissuren sind empfindlich geworden. Sollten die vielleicht versiegelt werden? Guter Rat könnte mir helfen.
Benjamin Hess 19. August 2019 um 15:45
Hi Andreas,
vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel!
Besonders interessant finde ich die ganzen Verbindungen in unseren Körper. Insbesondere das Verhältnis von Gebiss und Rücken- und Hüftbeschwerden. Alle Komponenten hängen zusammen.
Meiner Meinung machen wir uns über die Gesundheit unserer Zähne viel zu wenig Gedanken. Und wenn doch, dann meistens erst, wenn es schmerzt eigentlich schon zu spät ist…
Deshalb Danke für die nützlichen Tipps für gesunde Zähne am Ende Deines Beitrags!
Beste Grüße,
Benjamin
helga 20. August 2019 um 03:17
Hallo Andreas, meinen Dank für den Tipp zu den Vitaminen A, D und C! Die werde ich bestimmt durch die Nahrungsergänzung nachholen. Leide unter Fehlbiss, trage deswegen eine Schiene. Wie oft darf die Reinigung vom Zahnstein durchgeführt werden? Mit Alter macht man sich immer schon Gedanken über seine Gesundheit. Recht vielen Dank für die Hinweise!
Jonathan 19. Januar 2021 um 21:28
Hallo,
dein Artikel ist extrem inhaltsreich und spannend zugleich. Dass mangelnde Mundhygiene in direktem Zusammenhang zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steht, war mir so noch nie bewusst. Aber die Erklärung erscheint mir absolut einleuchtend. So achte ich noch intensiver auf ausführliche und gründliche Mundhygiene und hab auch im abendlichen „Kampf“ mit den Kindern bzgl. des Zähneputzens ein Argument mehr gewonnen! 🙂
Vielen Dank!
LG, Jonathan
Andreas 20. Januar 2021 um 14:26
Hi Jonathan,
danke für Dein Feedback!
Dr. Volker Staubach 11. Mai 2021 um 14:04
Hallo Andreas,
eine sehr schöne Zusammenfassung. Als Zahnarzt mit Schwerpunkt für ganzheitliche Zahnmedizin kann ich mich den in diesem Artikel genannten Punkten nur anschließen. Gerade bei der Therapie von chronischen Erkrankungen und Entzündungen sollte man immer die Verbindung zur Mundgesundheit sehen und den Patienten als Ganzes im Blick haben.
Beste Grüße,
Volker
Sabine Steding 28. April 2022 um 08:55
Hallo Andreas, ein wirklich sehr gut recherchierter Artikel! Die Wichtigkeit des Punktes „Gerade Zähne statt Kopfschmerzen und Gelenkbeschwerden“ können wir als kieferorthopädische Fachpraxis nur betonen. Gerade bei der Behandlung einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) ist eine ganzheitliche Betrachtungs- und Behandlungsweise besonders wichtig. Vielen Dank für diesen informativen Artikel und Glückwunsch zu diesem umfangreichen Blog.
Herzliche Grüße aus Hannover
Sabine Steding und Team